Cäsar läßt grüßen

Es ist für den von Natur aus begehrlichen Menschen ja auch hart , sich mit dem Gedanken vertraut zu machen , daß jeder Fortschritt verweichlicht und die Natur alles Verweichlichte früher oder später vernichtet.

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......„souverän"......
Das Wort hat eine rätselhafte Faszination . In der Natur gibt es den Begriff nicht . Gehorchen , befehlen und wieder gehorchen , unterordnen , überordnen , angleichen , ausgleichen , einsehen - das ist das Gesetz , das das Leben uns in Wahrheit vor Augen führt . Kein Wesen , kein Mensch, keine Gesellschaft ist im echten Sinne souverän . Und wenn sie es nicht im echten ist , wird der Begriff dubios .Er ist erfunden worden wie das Dynamit , und er hat auch dieselbe Wirkung .

Nun ,aber kamen zum erstenmal Männer mit dem Dynamit in der Tasche .
Wer waren sie?
Keine Arbeiter , keine Bauern natürlich . Die wußten gar nicht , was Ideologie ist ...............
Also wer waren sie? Unterdrückte doch wohl ? Natürlich nicht . Auch die Weltbeglücker unter unseren Studenten - Randalierern sind nicht Unterdrückte , sie sind alle Söhne mit gesichertem freien Leben . Die „Unterdrückten"sind nur ihr Sprungbrett . Sie gehören nicht zu ihnen , in keinem Punkt . Sie " sehen" nur immer die Unterdrückung „klar" und leiden "mit". Nun ist es jedoch nicht so , daß sie ihnen daraufhin ihr Portemonnaie leihen würden , nein,das wäre schäbig und ein Almosen : Sie leihen ihnen ihr geöltes Mundwerk . Und was sie fordern,ist nie etwas , womit die „Unterdrückten"etwas anfangen können , sondern immer nur sie selbst . Wir kennen es alle : man fordert für die Arbeiter einen Vostandssessel und setzt sich selbst drauf .

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Sie waren nach dem einträglichen Sieg über Pyrrhos in der gleichen Stimmung wie 1945 die Alliierten , als sie verkündeten , jetzt müsse Schluß sein mit den ewigen Ansprüchen hin , Ansprüchen her und mit dem Nichtverwindenkönnen des Geschehenen . Der gegenwärtige Zustand sei ein geeigneter Neubeginn für ein friedfertiges Völkerzusammenleben .
Dieser Wunsch ist der Herzenswunsch aller erfolgreichen Bankräuber .

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Im Anblick der Macht und nach dem ersten Tropfen Blut,den Crixus geleckt hatte , beherrschte ihn nur noch ein einziger Trieb : der ewige verächtliche,widerliche Traum des Pöbels - oh nein , nicht gleich zu sein - sondern die Welt umzukehren , die Herren zu Dienern und die Diener zu Herren zu machen . Die Umstülpung erst die ist süß . Ein Instinkt , den nicht einmal ein Tier besitzt .
Mit Crixus war zweifellos nicht zu reden . Für ihn war Spartakus nur ein halber Genosse , ein Mann , der kein Klassenbewußtsein besaß . Die Frage , wie Crixus sich das Morgen und Übermorgen vorstellte , ist müßig;der Pöbel lebt im Augenblick .

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Spartakus ist nicht identisch mit denen , die ihre utopischen Programme in ihn hineindichten . Spartakus war ein Kämpfer für den humansten , den elementarsten Gedanken einer menschlichenExistenz : das Leben ohne Versklavung . Er hat nicht an „Sozialismus",nicht an „Klassen",nicht an „Rechte",nicht an arm oder reich gedacht,nur an den guten Gott,der nicht gewollt haben kann , daß der Mensch ein Stück Ware , eine „res" ist ; der nicht gewollt haben kann , daß ein Mensch Heimat , Freiheit , Liebe , Hoffnung verliert ohne eine Schuld . Spartakus kann von allen , denen das heilig ist , in Anspruch genommen werden .

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